reLight App: Durchblick bei der Schnellinspektion von Beleuchtungsanlagen

Forschung im Fokus Oktober 2013

In Europa entfallen zirka zehn Prozent des Stromenergieverbrauches allein auf den Betrieb von Beleuchtungssystemen. Der Großteil hiervon wird in alten Anlagen verbraucht. Bei einer Sanierung dieser Beleuchtungsanlagen könnte der Energieeinsatz oftmals ohne weiteres auf ein Drittel oder weniger reduziert werden. Diesen Einsparpotenzialen auf die Spur zu kommen, ist Ziel von Energieberatern und Lichtplanern. Sie erstellen Konzepte, die zum einen lichttechnisch und gestalterisch, zum anderen aber auch energetisch sinnvoll sind. Je größer jedoch die Gebäude sind, umso aufwendiger und zeitraubender wird die Analysephase. »Im Gegensatz zu Heizungsanlagen mit meist zentraler Technik muss bei der Beleuchtung jeder Raum einzeln begangen und betrachtet werden», beschreibt Berat Aktuna, Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe Lichttechnik und passive Solarsysteme am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, die Situation. »Das hieß für die Fachleute bisher häufig, unzählige ausgedruckte Seiten an Checklisten mit sich herumtragen und diese vor Ort umständlich von Hand ausfüllen zu müssen. Genau aus diesen Gründen fällt eine fundierte Inspektion der bestehenden Beleuchtung oftmals einfach unter den Tisch.« Die neue App reLight für mobile Endgeräte wie Tablet-Rechner oder Smartphones erleichtert den Fachleuten diese Analysearbeit bei der Gebäudebegehung und bietet darüber hinaus noch weitere hilfreiche Funktionen zur Energieberatung, wie beispielsweise die Erstellung von Kostenvergleichen über viele Jahre. Entwickelt hat die nützliche und innovative Applikation der Fraunhofer IBP-Forscher Aktuna.

»Die App reLight ist nicht nur schnell und einfach bedienbar, sondern spart auch zeitintensive und fehleranfällige Arbeitsschritte wie das nachträgliche Eintippen der von Hand aufgezeichneten Werte in den Computer«, informiert Aktuna. »Grafiken, Bilder und Erklärungen unterstützen den Nutzer und leiten ihn intuitiv durch das Programm«. Eine kaskadierte Struktur sorgt für einen logischen Aufbau und ermöglicht damit schnelles intuitives Erlernen ihrer Funktionalitäten. Und die App bietet den speziellen und komfortablen Mehrwert, dass sie quasi auf Knopfdruck nicht nur eine energetische Analyse des Bestands, sondern gleichzeitig passende Sanierungsvorschläge einschließlich einer differenzierten Kostenaufstellung liefert. Damit dient sie dem Planer als wertvolle Entscheidungsgrundlage. »Allerdings«, so macht Aktuna von vorne herein klar, »kann und soll reLight nicht den kompetenten Fachplaner ersetzen.« Die App wurde in erster Linie für Fachleuchte entwickelt und ein gewisses lichttechnisches Vorwissen ist Voraussetzung für eine effektive Nutzung. Doch auch technisch versierte Laien können nach einer kurzen Einarbeitung und mit Hilfe der ausführlichen Beschreibungen und Hilfestellungen die App zielführend anwenden und reLight auf dem Android App-Markt kostenlos herunterladen.
Was zeichnet die App im Detail aus? Die Erfassungssystematik gliedert sich in der Aufnahme des bestehenden Beleuchtungssystems mittels eines visuellen Abgleichs und einer einfachen qualitativen Beschreibung der Raumproportionen und des Fassadentyps. Es werden dabei nur die wichtigen und schnell erfassbaren Parameter definiert und die Nutzungsart der jeweiligen Räumlichkeit wie Büro, Produktion oder Lager ausgewählt. Eine Vorparametrierung und Überprüfungslogik sorgt dafür, dass keine ungültigen Datensätze entstehen und von Beginn an Ergebnisse einsehbar sind.
Relevante Systemkomponenten wie Lampen, Betriebsgeräte und Leuchten sind mit energetischen und wirtschaftlichen Kennwerten in einer Datenbank hinterlegt. Ebenso sind Daten wie die typische Lebensdauer von Lampen oder die für den Raum erforderliche Ausleuchtung erfasst und wurden durch beschreibende Bild- und Textdokumentationen ergänzt. Sind die Daten hinsichtlich gekoppelten, energetischen und wirtschaftlichen Modells hinreichend bekannt, werden Sanierungsvarianten, die in dem speziellen Fall möglich sind, ermittelt und gegenüber einem Weiterbetrieb des Bestandsystems bilanziert. Durch ein implementiertes Mehrzonenmodell können ganze Gebäude erfasst und verwaltet werden. Gleichartige Räume müssen nur einmal als Typraum aufgezeichnet werden und werden über Multiplikatoren für die Bewertung des gesamten Gebäudes berücksichtigt. Je nach Interessen des Nutzers sind schließlich verschiedene Sanierungsvarianten je Zone zu einer Gesamtsanierung kombinierbar, um optimale energetische und / oder wirtschaftliche Ergebnisse abzuleiten und diese grafisch zu betrachten.
Die Entwicklung wurde gefördert von der Forschungsinitiative »Zukunft Bau« des Bundesinstitutes für Bau- Stadt und Raumforschung mit Unterstützung der Firmen TRILUX und EnBW.
(schw)

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